Deutschland hat während der COVID-19-Pandemie bewiesen, dass es einen bedeutenden Beitrag zur globalen pharmazeutischen Spitzenforschung leisten kann. Dank seiner Stärken in Biotechnologie/Biopharmazie und insbesondere mRNA-Technologie wurden der weltweit erste Test  auf SARS-CoV-2 und der erste in Europa zugelassene COVID-19-Impfstoff in Rekordzeit entwickelt.

Im Folgenden finden Sie eine Zusammenfassung der aus der Corona-Pandemie gewonnen Erkenntnisse und die damit verbundenen Auswirkungen auf unsere künftigen Arbeiten im Forschungscampus.

1. Diagnostikprodukte sind gefragt – wenn sie sich am Bedarf orientieren

  • Infektionskrankheiten wecken einen hohen Bedarf an Schnelltests; mehrtägiges Warten auf Laborergebnisse wird zunehmend inakzeptabel
  • diagnostische Qualität und gründliche, praxisnahe Validierung sind wichtig vor einer Markteinführung diagnostischer Tests
  • Selbsttest: Einfache Durchführung, schnelle Ergebnisse, Anonymität werden wertgeschätzt
  • Preise sind nicht immer ein Hindernis, gerade wenn Gesundheit und langfristiger Wohlstand in Gefahr sind
  • Vergrößerte Nachfrage nach Impfungen sowie nach Antikörperbestimmung
    -> Betrachtung der Wirtsantwort (bspw. im Projekt RESISTOVAC) gewinnt an Bedeutung

2. Digitalisierung & Automatisierung werden entscheidende Faktoren (bleiben)

  • automatisierte Workflows lösen fehleranfällige, schnell überlastete Verfahren in Laboren, Ämtern und Verwaltungen ab
  • Konnektivität von medizinischen Geräten und IT-Systemen wird zum Muss (Labor-& Krankenhaus-Informationssysteme, elektronische Patientenakte), isolierte Systeme haben wenig Zukunft
  • Datensätze und Schnittstellen müssen standardisiert und offen sein um schnelle Markteinführung zu erleichtern
  • Datenauswertung wird schnell zum Flaschenhals, wenn große Mengen an Daten anfallen, der InfectoGnostics Forschungscampus kann hier mit seinen Partnern Lösungen bereitstellen

3. Investition in Translation & Förderung von Startups lohnt sich

  • Investitionen trotz hoher, branchenspezifischer Risiken zahlen sich am Ende aus – sowohl für Firmen als auch für die Gesellschaft
  • Startups können auch schon in einem frühen Stadium wichtige Beiträge leisten, siehe z. B. Portal zur SARS-CoV-2-Sequenzanalyse der nanozoo GmbH

4. Wissenschaft muss kommunizieren

  • Fakten, Methoden und Funktionsprinzipien der Wissenschaft sind oft noch unbekannt und können zu Missverständnissen führen
  • wer anderen die Kommunikation überlässt, kann Falschinformation später nur schwer wieder einholen
  • die Wissenschaft muss mit Politik/Behörden und Medien aktiv und früh zusammenarbeiten (bspw. in Gremien, aber auch als „Experten“)
  • der InfectoGnostics Forschungscampus kann als Multiplikator von Inhalten und Verteiler für korrekte Ansprechpartner dienen

5. Methodenvielfalt und offene Systeme ermöglichen Erfolge

  • breit aufgestellte Technologieentwicklung erhöht Wahrscheinlichkeit von erfolgreichen Lösungen
  • Verzögerungen und Rückschläge in der Entwicklung können besser abgefedert werden, wenn Alternativen existieren
  • bewährte Verfahren auf flexiblen Systemen (LFA, MicroArrays, PCR)  hatten es leichter, sich an geänderte Anforderungen anzupassen -> z. B. INTER-ARRAY-Plattform der fzmb GmbH

6. Nach der Pandemie ist vor der nächsten Pandemie – wir müssen vorbereitet sein

  • Voranschreiten von Multiresistenzen als „slow pandemic“ ist ungebrochen, die Lage spitzt sich zu (Gonorrhoe, Typhus, TB)
  • Gefahr durch Viren weiterhin unvorhersehbar (BA.5, Affenpocken, RSV)
  • Frühzeitige Erreger-überwachung ist von hoher Bedeutung für die Gesundheitsversorgung
  • Entwicklung von Diagnostik, Impfungen und Therapien muss in gegenseitiger Abstimmung über alle Sektoren (Tiermedizin, Humanmedizin, Umweltwissenschaften) erfolgen