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Innovationszentrum Medizintechnik entsteht in Jena und Ilmenau

In Thüringen entsteht ein neues Innovationszentrum für Medizintechnik. Dazu übergab Thüringens Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee am 27. August drei Förderbescheide über insgesamt 9,5 Millionen Euro an die drei beteiligten Forschungseinrichtungen – das Universitätsklinikum Jena (UKJ, 5,3 Millionen Euro), die Technische Universität Ilmenau (2,9 Mil­lionen Euro) und das Leibniz-Institut für Photonische Technologien Jena (Leibniz-IPHT) (1,3 Millionen Euro). Die Mittel dienen insbesondere zur Anschaffung von Forschungsgroßgeräten. Alle drei Einrichtungen werden gemeinsam Träger des Innovationszentrums sein.

Entwurf des neuen Forschungsgebäudes CetraMed (Quelle: pbr)

Das neue „Thüringer Innovationszentrum für Medizintechnik-Lösungen (Diag­nose, Therapie, Optimierung durch optische Lösungen)“ – kurz: ThIMEDOP – wird sich vor allem der Stammzell- und Altersforschung sowie der Onko­logie widmen und Forschungsprojekte im Bereich der Biomedizintechnik und Mikroskopie durchführen. Zudem sollen neue optische, spektroskopische und biotechnologische Nachweisverfahren entwickelt, die Dauer zur zur Entwick­lung zertifizierter Medizinprodukte verkürzt und generell der Transfer von Forschungsergebnissen in wirtschaftlich verwertbare Verfahren und Produkte beschleunigt werden. ThIMEDOP knüpft damit an das translationale Konzept an, das von den beiden InfectoGnostics-Gründungsmitgliedern UKJ und Leibniz-IPHT bereits im Forschungscampus in Jena etabliert wurde.

„Medizintechnik ist eine Kernkompetenz des Forschungs- und Wirtschafts­standorts Thüringen“, sagte Tiefensee. Thüringen sei der größte Medizin­technik-Standort in den neuen Bundesländern, etwa 40 Prozent der Beschäf­tigten und 60 Prozent des Umsatzes der ostdeutschen Medizintechnik­branche entfallen auf den Freistaat. „Das neue Innovationszentrum soll deshalb zusätzliche Impulse für diesen wichtigen Bereich geben, die vor­handenen Kompetenzen stärker bündeln und für kurze Wege von der Forschung bis zur Anwendung sorgen“, so der Minister.

Die Förderung für das Innovationszentrum ThIMEDOP fließt zum überwie­genden Teil in die Anschaffung von Forschungsgroßgeräten und ‑infrastruk­tur. Das Zentrum soll künftig im Forschungsgebäude CetraMed beheimatet sein, das ab kommendem Jahr auf dem Gelände des Universitätsklinikums errichtet wird. „Im ThIMEDOP können sich Ärzte, Ingenieure und Grund­lagenwissenschaftler weiter vernetzen, um mit Hilfe optischer Technologien aus der klinischen Praxis kommende Probleme und Fragestellungen zu bearbeiten und entsprechende Lösungen und Anwendungen für die klinische Praxis zu entwickeln“, betont der Prodekan für Forschung der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Andreas Hochhaus.

Produktentwicklung in Diagnostik und Therapie zusammenführen

Prof. Dr. Ralf Mrowka, ThIMEDOP-Sprecher und Leiter einer Arbeitsgruppe am UKJ, die im ThIMEDOP mitarbeiten wird: „Wir beginnen jetzt mit der organisatorischen Vernetzung und der Ausschreibung der Geräte. Das Innovationszentrum wird Projekte entlang der gesamten Innovationskette von der wissenschaftlichen Idee bis zur frühen Produktentwicklung im Bereich der Diagnostik und Therapie zusammenführen und ihnen eine gemeinsame Infrastruktur zur Verfügung stellen. Die wissenschaftliche Arbeit in unserem gemeinsamen Forschungsfeld wird weit vor dem Einzug in den CetraMed-Neubau starten.“

Laut Landesamt für Statistik umfasst die Medizintechnik-Branche in Thürin­gen insgesamt 56 Betriebe (ab 20 Mitarbeitern) mit 4.650 Beschäftigten, die einen Umsatz von mehr als 800 Millionen Euro erwirtschaften. Die Export­quote liegt mit fast 60 Prozent deutlich über dem Thüringer Durchschnitt. Die Unternehmensdatenbank der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) führt insgesamt sogar 448 Unternehmen mit Medizintechnik-Bezug auf, die insge­samt 18.700 Mitarbeiter beschäftigen. Die Stärken der Thüringer Unterneh­men liegen in Produkten der Augenheilkunde, OP-Systemen, Rollstühlen/ Prothesensystemen, Orthesen/therapeutische Hilfsmitteln, Analyse-, Bio- und Labortechnik sowie  Geräte der Funktionsdiagnostik und bildgebenden Verfahren. 

Als Teil des Bereiches „Gesundes Leben und Gesundheitswirtschaft“ ist die Medizintechnik ein Schwerpunkt der Thüringer Forschungs- und Innovations­strategie RIS3. Der Großteil der Unternehmen und wissenschaftlichen Ein­richtungen im Bereich der Medizintechnik sitzt in Jena. Das ThIMEDOP ist nach ThIMo, CEEC, InQuoSens, ThZM das fünfte von insgesamt sechs Inno­vationszentren, die das Land fördert und deren Einrichtung vom Wissen­schaftsrat befürwortet worden war.