Besonders das Thema weltweit zunehmender Antibiotika-Resistenzen stand bei der Diskussionsrunde mit dem Bundespräsidenten im Vordergrund: "Infektionen, die wir noch vor wenigen Jahren problemlos behandeln konnten, sind bereits heute nur noch mit einem Reserveantibiotikum in den Griff zu kriegen. Doch selbst gegen diese Mittel sind einige Bakterienstämme bereits resistent", erläuterte Prof. Mathias Pletz, medizinscher Koordinator des InfectoGnostics-Kernprojekts und leitender Infektiologe am Uniklinikum Jena, die prekäre Lage.
Bundespräsident Gauck hakte interessiert nach und wollte wissen, wie dieses Wettrennen gegen die sich ständig anpassenden Keime in der Praxis gewonnen werden kann. "Durch exakte, schnelle Diagnosen und eine personalisierte Therapie" - so brachte Prof. Jürgen Popp den wichtigsten InfectoGnostics-Lösungsansatz auf den Punkt. Popp ist Direktor des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien, Professor für Physikalische Chemie an der Universität Jena und zugleich Sprecher des Forschungscampus. Das Konzept des Campus setze auf die frühe Zusammenarbeit zwischen Forschung, Klinik und Industrie: "Wir arbeiten hier eng in einer öffentlich-privaten Partnerschaft, damit die vielen Ideen unserer Forscher auch tatsächlich zu einem Produkt werden, das den Menschen hilft."
Innovatives photonisches Diagnoseverfahren soll miniaturisiert werden
Vor Ort präsentierten die InfectoGnostics-Forscher dem Bundespräsidenten bereits erste diagnostische Lösungen, die durch die enge Zusammenarbeit am Forschungscampus entstanden sind. Neben "CarbDetect", einem Schnelltest zur Bestimmung von multiresistenten Bakterien des InfectoGnostics-Partners Alere Technologies, stand der "Bio Particle Explorer" im Fokus: Dieses Gerät identifiziert mit Hilfe eines laser-spektroskopischen Messverfahrens und einer intelligenten statistischen Auswertung, welche und wie viele Erreger in einer Patientenprobe vorhanden sind.
Doch das sei laut Popp erst der Anfang: "Wir wollen solche derzeit noch sehr teuren Geräte schrittweise leistungsfähiger und zugleich auch kleiner machen. Das Ziel ist eine günstige 'to go'-Diagnostik, die von Ärzten, Pflegepersonal oder sogar dem Patienten selber eingesetzt werden kann."
Zu Gast waren auch der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow, der Jenaer Oberbürgermeister Albrecht Schröter und Prof. Walter Rosenthal, Präsident der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die sich ebenfalls am Gespräch mit dem Bundespräsidenten beteiligten.