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Partnervorstellung SmartDyeLivery

Interview mit Prof. Dr. Michael Bauer, Mitbegründer der SmartDyeLivery GmbH und Leiter des integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums für Sepsis und Sepsisfolgen (CSCC) am Universitätsklinikum Jena sowie mit Dr. Marc Lehmann, Geschäftsführer der SmartDyeLivery GmbH.

Quelle: JCSM/SmartDyeLivery

Herr Bauer, wofür steht der Name SmartDyeLivery und was genau macht die Firma?
Michael Bauer: SmartDyeLivery steht für den intelligenten (engl. smart) Transport (engl. delivery) von mit Farbstoff (dye) funktionalisierten Nanopartikeln in die Leber (engl. Liver). Das Besondere ist dabei, dass wir eine Technologie entwickelt haben, mit der man Nanopartikel mit praktisch beliebigen Wirkstoffen beladen und gezielt an bestimmte Stellen im Körper transportieren kann. Diese Nano-Frachter werden systemisch appliziert und durchströmen die Blutbahn, bis sie auf Rezeptoren treffen, die die jeweiligen Funktionalitäten erkennen. Nach Andocken an die Zielzelle wird der Nanopartikel vollständig in die Zelle aufgenommen. Dort löst sich der Nanopartikel unter Freisetzung der Ladung auf. Der transportierte Wirkstoff steht somit exklusiv am Zielort für die Therapie zur Verfügung. Ziel ist die organspezifische Wiederherstellung zentraler Zellfunktionen, ohne Schädigung anderer Gewebe oder Funktionen.

Was ist das besondere an der Nanotechnologie?
Marc Lehmann: Die Nanotechnologie entwickelte sich in den letzten Jahren rasant und hält nun auch Einzug in die Medizin. Die Nanomedizin oder hier konkret Nanopartikel haben das Potential, Krankheiten gezielter zu behandeln und so Nebenwirkungen zu minimieren oder gar zu umgehen. Sie bringen die Wirkstoffe gezielt an den Ort des Geschehens.

Was macht Ihre Firma aus?
Michael Bauer: Die Technologie der SmartDyeLivery GmbH basiert auf umfangreiche Vorarbeiten des Instituts für organische Chemie der Friedrich-Schiller-Universität und dem Center for Sepsis Control and Care des Universitätsklinikums Jena, die in eine Firmengründung mündete.
Hervorzuheben ist die von Anfang an sehr enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und Ärzten. Besonders ist aber auch unser theranostischer Ansatz, d. h. die Verbindung von Diagnostik und Therapie. Denn unter Anwendung modernster Bildgebungsverfahren wie z.B. der optoakustischen Tomographie können wir den Wirkstofftransport in die Zellen und Gewebe zeitlich detektieren.

Warum sind Sie Partner des InfectoGnostics Forschungscampus geworden?
Michael Bauer:
Weil im Rahmen von InfectoGnostics ein Thema vorangetrieben wird, dass von immenser Bedeutung ist: neue Wege in der Diagnostik von Infektionen zu finden. Denn nur durch eine verbesserte Diagnostik können wir gezielter therapieren. Gerade im Hinblick steigender Antibiotika-Resistenzen brauchen wir neben neuen Möglichkeiten zur Vor-Ort-Testung (Point-of-Care-Diagnostika ) auch Wirkstoffe und intelligente Transportsysteme, die für eine gezielte Therapie eingesetzt werden können. Heute werden oft Breitbandantibiotika verabreicht, die auch Erreger vernichten, die nicht ursächlich für die Infektion verantwortlich sind. Das führt einerseits zur Ausbreitung von Resistenzen, andererseits können schweren Nebenwirkungen auftreten, die durch einen zielgenauen Transport und die Wahl eines spezifischen Wirkstoffs vermieden werden könnten. Die von uns entwickelte Technologie setzt genau dort an. Obwohl wir uns zunächst auf ein spezielles septisches Krankheitsbild konzentriert haben, können wir unsere Nanopartikel aber auch für andere Wirkstoffe bzw. Anwendungsfelder einsetzen. So sind auch nanopartikuläre Wirkstoffformulierungen bei der Behandlung resistenter Mikroorganismen, einem zentralen Thema von InfectoGnostics, möglich.

Was sind Ihrer Meinung nach Vorteile, die man als Partner des InfectoGnostics Forschungscampus hat?
Marc Lehmann: Auf jeden Fall das starke Netzwerk der öffentlich-privaten Partnerschaft. Wir wissen aus jahrelanger Erfahrung, wie wichtig die enge Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Medizinern ist. Man lernt die Arbeitsweisen kennen und kann Bedürfnisse sowie Herausforderungen gemeinsam identifizieren. Darüber hinaus war für uns die Möglichkeit, eng mit universitären Einrichtungen zusammenarbeiten zu können, ausschlaggebend für eine Beteiligung am InfectoGnostics Forschungscampus. Denn nur miteinander können wir neu entwickelte Technologien in den Markt bringen und den Patienten einen echten Mehrwert bieten.