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Corona-Sommerwelle: Deutlicher Anstieg von SARS-CoV-2 in Thüringer Kläranlagen nachgewiesen

Abwasserdaten in Thüringen belegen einen Anstieg der Konzentration von SARS-CoV-2-Genkopien im Abwasser, der durch die gemeldeten Fälle der Gesundheitsämter bislang nur eingeschränkt abgebildet wird. Dies konnte der InfectoGnostics-Campuspartner Analytik Jena in Kooperation mit der Bauhaus-Universität Weimar im CoMoTH-Projekt nachweisen.

Diagramm: 7-Tage-Inzidenz im Vergleich zu SARS-CoV-2-Genkopien im Abwasser
Schwarze Kurve: 7-Tage-Inzidenz, wie ans RKI gemeldet Blaue Kurve: gleitender Durchschnitt (der letzten 7 Tage) der detektierten Konzentration von SARS-CoV-2-Genkopien im Abwasser (zur vorläufigen orientierenden Betrachtung)

Im Projekt Corona Monitoring Thüringen (CoMoTH) arbeiten Campusforscher der Analytik Jena gemeinsam mit der Bauhaus-Universität Weimar an einer kontinuierlichen Überwachung der SARS-CoV-2-Viruslast im Abwasser. Kürzlich veröffentlichte Daten belegen nun eindrücklich: Von den Gesundheitsämtern gemeldete Zahlen bilden die laufende Sommerwelle nur eingeschränkt ab, da seit Aufhebung der Maßnahmen weniger individuell getestet wird. Vorgestellt wurden die Ergebnisse beim Workshop „Wasser und Gesundheit. Abwasserbasierte Epidemiologie“ des Thüringer ClusterManagements der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) am 20. Juni 2022 in Erfurt

Noch bis April entsprach mit einigen Tagen Vorlauf die Konzentration von Genkopien des Virus im Abwasser den gemeldeten Daten (siehe exemplarisch das Diagramm für die Kläranlage Jena). Seit Wegfall der Präventionsmaßnahmen entkoppeln sich diese Werte jedoch: "Die Konzentration von SARS-CoV-2-Genkopien im Abwasser steigt seit kurzem wieder stark an, wohingegen die gemeldeten Fälle den Trend nicht abbilden", so Dr. Robert Möller, Projektleiter bei Analytik Jena.

CoMoTH, das vom Thüringer Wirtschaftsministerium mit rund 370.000 Euro gefördert wird, bezieht 23 Kläranlagen und damit ca. 40 % der Thüringer Bevölkerung ein. Eines der erklärten Forschungsziele des CoMoTH-Projekts, ist es, den Möglichkeiten eines flächendeckenden und dauerhaften Abwassermonitorings auf SARS-CoV-2 im Land auf den Grund zu gehen.

Die bereits erzielten Ergebnisse des CoMoTH-Projekts belegen, dass:

  • der Nachweis von Pathogenen im Abwasser prinzipiell möglich und sinnvoll ist.
  • Daten aus dem Abwasser den Inzidenzen im Zeitverlauf i.d.R. um Tage voraus sind, womit sie für ein Monitoringsystem in Betracht kommen.
  • Abwasserdaten anschaulich den klinischen Pandemieverlauf in seinen Anstiegen und Abfällen spiegeln.
  • der Übergang von einer Welle auf die andere (Delta auf Omikron) aus den Werten ersichtlich wird.
  • sich klinische Infektionszahlen von den im Abwasser gemessenen Werten entkoppeln, seit das Pandemiemanagement gelockert wurde: Weniger Tests und damit weniger durch das RKI gemeldeten Fällen steht ein konstant hoher oder sogar steigender Verlauf der Werte im Abwasser gegenüber.

Das Projekt CoMoTH wird im August 2022 planmäßig enden. Projektleiter Prof. Silvio Beier von der Bauhaus-Universität Weimar plädiert: „Das Monitoring kann auf Grundlage der Projektergebnisse nunmehr in Thüringen implementiert werden, um das künftige Infektionsgeschehen zeitnah zu erfassen. Zudem bietet es eine zusätzliche Entscheidungshilfe für den Gesundheitsdienst, ob Maßnahmen zu ergreifen sind bzw. wie vorhandene Maßnahmen wirken. Im Forschungsprojekt CoMoTH wurden wichtige Rahmenbedingungen etabliert, so dass die Weiterentwicklung des Systems nur folgerichtig ist, nicht nur bezogen auf die SARS-CoV-2-Pandemie, sondern auch hinsichtlich künftiger Herausforderungen im Themenbereich Wasser und Gesundheit.“

Im InfectoGnostics Forschungscampus läuft unter Leitung der Analytik Jena bereits das längerfristige BMBF-Projekt "FastAlert", in dem mehrere Nachweisverfahren kombiniert werden, um auch andere Erreger und darüber hinaus auch bakterielle Resistenzgene im Abwasser nachzuweisen.