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Sepsis-Risiko Lungenentzündung schneller diagnostizieren

Anlässlich des internationalen Welt-Sepsis-Tages am 13. September 2015 weist Professor Mathias Pletz, medizinischer Berater des Forschungscampus InfectoGnostics, auf die Dringlichkeit eines Schnelltests für Lungenentzündung hin. Fast jede zweite Sepsis wird durch eine Lungenentzündung hervorgerufen.

„Eine Lungenentzündung ist die häufigste Ursache einer schweren Sepsis oder eines septischen Schocks. Ist das zu Beginn gegebene Antibiotikum bei diesen Patienten wegen eines nicht-empfindlichen Erregers unwirksam, sinkt die Überlebenschance des Patienten“, erläutert Professor Pletz, der als Infektionsexperte am Universitätsklinikum Jena tätig ist. „Aktuell dauert die Identifikation der Erreger einer Lungenentzündung und ihrer Resistenzen jedoch mindestens 24 Stunden.“

Im Rahmen des InfectoGnostics Forschungscampus entwickeln sieben Partner ein neues Testverfahren für die schnelle Diagnostik von Erregern der Lungenentzündung und deren Resistenzen. Im Fokus haben die Forscher v. a. Erreger die bei Patienten mit Immunschwäche auftreten. Dazu gehören Pilze und resistente Bakterien, die gegenüber Standardantibiotika unempfindlich sind und deren Nachweis im Labor anspruchsvoll und dennoch unzureichend genau ist oder zu lange dauert.

Die technologische Grundlage für das neue Testverfahren bildet eine direkte und weitgehend kultivierungsunabhängige Diagnostik. „Optische Methoden wie die Raman-Spektroskopie helfen uns bei der Erforschung und Entwicklung dieser Verfahren“, so Professor Jürgen Popp, Vorstand und Sprecher von InfectoGnostics und wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Institutes für Photonische Technologien. „Dadurch werden Aufnahme und Verarbeitung der Proben wie Sputum, Urin oder Blut vereinfacht und miniaturisiert.“ Der Test könnte direkt auf der Krankenhausstation eingesetzt und die Ergebnisse sofort vom behandelnden Arzt berücksichtig werden. Zur Bestimmung der Erreger oder der Wirtsantwort werden neue Methoden zur Vervielfältigung des Erbgutes erforscht und direkte lichtbasierte Verfahren wie Mikroskopie oder Spektroskopie weiterentwickelt.

An dem Verbundprojekt beteiligen sich zwei Firmen und fünf öffentliche Forschungseinrichtungen, allesamt Partner des InfectoGnostics Forschungscampus Jena. Eng am medizinischen Bedarf orientiert, bewegen sich die Teilprojekte entlang der Innovationskette über die Entwicklung neuer Technologien für die Probenaufbereitung bis hin zur Herstellung von Prototypen und neuen Tests.
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier:
www.infectognostics-jena.de/projekte/campus-projekt.html

Der Welt-Sepsis-Tag findet am 13. September statt. Weltweit wird an diesem auf das Thema und die Missstände in den verschieden Bereichen der Sepsis-Prävention, -Diagnostik, -Therapie und -Rehabilitation aufmerksam gemacht. Weitere Informationen zum Welt Sepsis Tag finden Sie hier:
www.sepsis-gesellschaft.de/DSG/Deutsch/Welt-Sepsis-Tag

InfectoGnostics – Forschungscampus Jena
Der InfectoGnostics Forschungscampus Jena beschreitet als öffentlich-private Partnerschaft neue Wege in der Diagnostik von Infektionen und Erregern, wie z. B. Viren, Bakterien und Pilzen. InfectoGnostics wird durch das BMBF im Rahmen der Förderinitiative „Forschungscampus – öffentlich private Partnerschaft für Innovationen“ mit zusätzlicher Unterstützung durch das Land Thüringen gefördert. Etwa die Hälfte des benötigten Etats finanzieren die beteiligten Partner. Im Bereich Sepsis-Forschung arbeitet InfectoGnostics mit anderen Infektionsverbünden wie InfectControl 2020 und dem Center for Sepsis Control and Care zusammen.